reservoir (eisrand)
Programme Note
Eine (fast) naturalistische Assoziation stand am Anfang des Arbeitsprozesses: langsame Kristallisation von fliessenden Gewässern zu Eis und die Frage, welche Energien dem Stoff direkt an der Aggregatsgrenze innewohnen.
Die Verbindung zum musikalischen Urthema, wann Bewegung in Stillstand übergeht, liegt auf der Hand, war hier aber nur ein Nebenprodukt der Fragestellung. Viel reizvoller scheint mir die Divergenz zwischen Verfestigung und Verflüchtigung zu sein: wodurch werden Klangfolgen semantisch fixiert und wie kann man andererseits erreichen, dass sie sich vor dieser eindeutigen Festlegung in andere Regionen weiterbewegen, den Hörer mit auf Reise nehmen?
Der, das Schlagwerk umgebende, elektronische Klangraum entspricht diesem Konzept, insofern auch hier auf Bestimmbarkeit im Sinne obiger semantischen Fixierung verzichtet wird. Gleichzeitig bleibt er aber antipodisch: ist nicht geglättet/kultiviert wie die live gespielten Passagen sondern ein eher mühsam eingefügter Rohstoff. Gleichsam die akustische Aussengrenze des Stückes: das Reservoir seiner Möglichkeiten.