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hologram rose

Programme Note

Die Weihnachtsmotette "Viderunt Omnes" (1198) von Perotin ist die einzige klangliche Quelle dieses Stücks und somit der Ausgangspunkt aller seiner kompositorischen Prozesse. Die Chronologie dieser Prozesse und der zeitliche Verlauf des Stückes werden umgekehrt, so dass die größte Entfernung vom Ausgangsmaterial am Beginn des Stückes steht, in dessen Verlauf es sich der Quelle immer weiter annähert. Alle Arbeitsschritte der Entstehung sind in der Programmiersprache Lisp geschrieben und in einem Dokument fortlaufend gespeichert. Das bedeutet zum Einen, dass jeder Schritt wiederholt werden kann, zum Anderen auch, dass das Stück immer wieder berechnet werden kann, ohne Gigabytes von Klängen abgespeichert zu haben (vorausgesetzt man hat die richtige CD). Dieses wiederum führte mich zu der Idee, dass identische Stück dreimal berechnen zu lassen, jedoch mit einer immer anderen klanglichen Grundlage. Das Resultat sind drei Stücke mit exakt der gleichen Struktur, aber einer unterschiedlichen Klanglichkeit. Wenn man nun diese drei Stücke zeitgleich über drei hintereinander gestaffelte Stereolautsprecherpaare abspielt, so erlebt der, in diesem künstlichen Raum sich bewegende Zuhörer je nach seiner Position und Bewegungsgeschwindigkeit das Stück in einer anderen individuell, fließenden Manifestation. Die zweikanalige Version der Uraufführung versucht diese Bewegung als Überblendung zwischen den drei Stücken zu simulieren.