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Reviews

Performances
Waiden, Dominikanerkirche Sankt Andreas Düsseldorf, Düsseldorf, 3/10/1994
Reviewed by Ulrich Maske, Neue Westfälische, 10/10/1994
"Das Festkonzert zum Abschluss in der ehemaligen Hofkirche St. Andreas koppelte Beethovens "Eroica" mit - eine kleine Sensation - der Uraufführung eines Auftragswerkes des Alstadtherbsts, nämlich des ersten Orchesterwerks des jungen Bielefelder Komponisten Achim Christian Bornhöft (Jahrgang 1966) mit dem Titel "Waiden", einem sechssätzigen Stück von 25 Minuten Dauer. Der Bielefelder Verein "Cooperativa Neue Musik" hatte dem viel versprechenden Komponisten vor einem Jahr ein Porträtkonzert gewidmet. Das neue Orchesterwerk bestätigt den damals positiven Eindruck vollauf. Bornhöft hat sich von der Möglichkeit, für ein gro9es Orchester zu schreiben, nicht dazu verführen lassen, plakativ und auftrumpfend auf vordergründige Wirkung und entsprechenden Erfolg beim Publikum hinzuarbeiten. Vielmehr sind ganz überwiegend kammermusikalisch sparsame Behandlung und Kombination der Orchesterinstrumente sowie delikate, aufs feinste ausgehörte Klangphäno­mene zu bewundern. Das setzt. allerdings beim Hörer eine konzentrierte und genießende Haltung voraus. Neue Musik mit Genuss hören? in der Tat, diese Musik predigt überhaupt nicht Askese, Weltflucht oder -verachtung! Im Gegenteil: Schönheit, Zärtlichkeit, Sinnlichkeit überall in musikalischer Gestik und Klanglichkeit - darin die Musik des großen Amerikaners Morton Feldmann beschwörend. An Anton Webern erinnern die Kürze der sechs Sätze und die Zurückhaltung und Durchsichtigkeit der Faktur, wobei die seltenen, bei Webern expressionistisch zu verstehenden Ausbrüche von Angst und Schrecken bei Bornhöft sicherlich anderen Ursprungs sind, aber ebensolche Schocks auszulösen vermögen. Die beiden Sätze zu Beginn und Ende des Werks allein schon deuten in ihrer schlagenden Sinnfälligkeit auf die außergewöhnliche Gestaltungskraft des Komponisten und wecken das Bedürfnis nach erneuter Begegnung."